Wenn das Wetter auf den Kreislauf schlägt
Viele kennen es: Ein Wetterumschwung kündigt sich an – und plötzlich fühlen sich Mitarbeitende schlapp, gereizt oder haben Kopfschmerzen. Gerade in Übergangszeiten wie Frühling oder Herbst klagen viele über Kreislaufprobleme, Konzentrationsschwächen oder gar Migräneanfälle. Die Ursache: Wetterfühligkeit, eine unterschätzte Belastung im Arbeitsalltag.
Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen Mitarbeitende bei wetterbedingten Beschwerden unterstützen – präventiv und akut? In diesem Beitrag beleuchten wir die Zusammenhänge zwischen Wetter und Kreislauf, zeigen praxisnahe BGM-Maßnahmen auf und geben konkrete Tipps für gesunde Arbeitsbedingungen bei Wetterumschwüngen.
Wetterfühligkeit: Was passiert im Körper?
Wetterfühligkeit (medizinisch: Meteoropathie) bezeichnet körperliche und psychische Reaktionen auf bestimmte Wetterlagen oder Wetterwechsel. Dazu zählen vor allem:
- Luftdruckveränderungen
- Temperaturanstiege oder -abfälle
- hohe Luftfeuchtigkeit
- Föhnwinde
- Gewitterlagen
Nicht jeder Mensch ist gleichermaßen betroffen, aber Schätzungen zufolge reagiert etwa jeder zweite Erwachsene in Mitteleuropa sensibel auf wechselnde Wetterbedingungen.
Typische Symptome:
- Kreislaufprobleme (Schwindel, niedriger Blutdruck)
- Kopfschmerzen oder Migräne
- Konzentrationsstörungen
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit
- Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen
- Gelenkschmerzen (z. B. bei feuchtem Wetter)
Diese Symptome wirken sich direkt auf das Leistungsvermögen, die Motivation und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz aus.
Wer ist besonders betroffen?
Wetterfühligkeit betrifft nicht nur ältere Menschen. Zu den besonders empfindlichen Gruppen zählen:
- Menschen mit niedrigem Blutdruck
- Personen mit chronischen Erkrankungen (z. B. Rheuma, Migräne, Asthma)
- Mitarbeitende mit hoher Stressbelastung
- Menschen mit wenig Bewegung oder ungesunder Ernährung
- Schichtarbeitende oder Mitarbeitende mit unregelmäßigen Schlafrhythmen
Im Arbeitsumfeld bedeutet das: Nicht alle reagieren gleich – aber viele profitieren von präventiven Maßnahmen.
Was kann BGM bei Wetterumschwüngen leisten?
Ein ganzheitliches BGM kann wetterbedingte Beschwerden zwar nicht vollständig verhindern – aber durch gezielte Maßnahmen die Widerstandsfähigkeit des Körpers stärken, Symptome abmildern und gesundheitsfördernde Routinen etablieren.
Dabei geht es sowohl um präventive Angebote als auch um konkrete Unterstützung an wetterfühligen Tagen.
Präventive Maßnahmen im BGM gegen Wetterstress
A. Kreislauftraining in den Arbeitsalltag integrieren
Ein robuster Kreislauf ist die beste Antwort auf Temperaturschwankungen. Im Rahmen von BGM können einfache Maßnahmen helfen:
- Bewegte Pausen mit leichten Ausdauer- und Mobilisationsübungen
- Stehphasen am Arbeitsplatz durch höhenverstellbare Tische
- Angebote wie Frühsport, Nordic Walking oder kurze Team-Walks
Tipp: „10 Minuten Bewegung nach dem Wetterwechsel“ – als wöchentliche Routine im Team einführen.
B. Ernährungsangebote stärken
Die Ernährung hat großen Einfluss auf den Kreislauf. Folgende Maßnahmen sind sinnvoll:
- Workshops oder Infomaterial zu kreislauffreundlicher Ernährung
- Angebote in der Kantine: z. B. salzarme, leichte Speisen bei Hitze, energiereiche Kost bei Kälte
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördern – Wasserspender, Infused Water, Erinnerungssysteme
Besonders wichtig: Kaffee kann kurzfristig helfen, aber langfristig bei wetterbedingter Erschöpfung kontraproduktiv sein. Aufklärung hilft!
C. Stärkung der Resilienz
Stress verstärkt die Auswirkungen von Wetterfühligkeit. Angebote zur mentalen Stabilisierung sind daher ein Schlüssel:
- Achtsamkeitstrainings und Meditationseinheiten
- Progressive Muskelentspannung oder Yoga
- Stressprävention als Bestandteil von Führungskräftetrainings
Ziel: Mitarbeitende lernen, besser auf ihren Körper zu hören – und mit Schwankungen umzugehen.
D. Schlaf & Regeneration fördern
Wetterwechsel wirken sich auf den Schlaf aus – gerade bei Temperaturumschwüngen oder starkem Föhn. Hier kann BGM präventiv unterstützen:
- Schlafworkshops oder Webinare (z. B. „Besser schlafen bei Wetterwechsel“)
- Aufklärung zu Schlafhygiene
- Flexible Arbeitszeiten an stark belastenden Tagen, z. B. bei Sommerhitze
Akute Maßnahmen bei wetterbedingten Beschwerden
A. Erreichbarkeit von Rückzugsräumen
An Tagen mit starkem Föhn oder Gewitterneigung kann es helfen, wenn Mitarbeitende sich für kurze Zeit zurückziehen können. Kleine Ruhezonen mit bequemen Sitzmöglichkeiten oder Verdunkelungsmöglichkeiten wirken wahre Wunder – besonders bei Kopfschmerzen.
B. Raumklima aktiv gestalten
Plötzliche Wetterumschwünge wirken sich auch auf das Raumklima aus:
- Temperaturregulierung: Raum nicht überhitzen oder unterkühlen
- Luftfeuchtigkeit regulieren – ggf. mit Pflanzen oder Geräten
- Lüftungsintervalle bei Wetterumschwüngen anpassen
Tipp: Mitarbeitende einbeziehen, um individuelle Wohlfühlbedingungen zu schaffen.
C. „Wetterwarnung light“ im Teamkommunikation
Ein einfacher Wetterhinweis im Intranet, Slack oder über die interne Mail kann sensibilisieren:
- „Achtung, starker Temperaturwechsel heute – achte auf ausreichend Flüssigkeit und kurze Pausen“
- „Föhnlage in Sicht – Tipps gegen Kopfschmerzen im Intranet“
- „Kleidungsschichten einplanen – Übergangszeit ist da!“
So wird Wetterfühligkeit enttabuisiert – und ernst genommen.
D. Flexibilisierung ermöglichen
Gerade bei Extremwetterlagen wie Hitzewellen oder stürmischem Herbstwind kann es sinnvoll sein, Gleitzeiten oder mobiles Arbeiten stärker zu nutzen. Mitarbeitende profitieren, wenn sie die Tageszeit mit der besten Leistungsfähigkeit wählen können.
Kommunikation und Sensibilisierung
Ein häufiges Problem: Wetterfühligkeit wird oft belächelt. Viele Betroffene äußern ihre Beschwerden nicht offen – aus Angst, als empfindlich zu gelten. Deshalb sollte im BGM auch der offene Umgang mit dem Thema gefördert werden:
- Gesundheitskampagnen zum Thema Wetter & Gesundheit
- Interne Artikel oder Blogbeiträge (wie dieser hier)
- Austausch im Team fördern: „Wie gehst du mit Wetterwechseln um?“
- Erfahrungen sammeln und anonym auswerten, z. B. durch kurze Umfragen
Ziel: Die Sensibilisierung für das Thema Wetter und Gesundheit erhöht die Akzeptanz – und stärkt das Verständnis unter Kolleg*innen.
Fazit: Wetterwechsel sind unvermeidbar – Kreislaufprobleme nicht
Wetterwechsel gehören zum Leben – auch im Büro. Doch statt sie als Laune der Natur hinzunehmen, kann BGM gezielt ansetzen, um die Auswirkungen zu minimieren. Ob durch Bewegung, Ernährung, Stressreduktion oder kluge Kommunikation: Ein wetterstabiler Kreislauf beginnt im Alltag – und im Unternehmen.
Gerade mit einfachen Mitteln lässt sich viel erreichen. Das Wichtigste ist, das Thema nicht zu bagatellisieren, sondern ernst zu nehmen – und Mitarbeitenden Hilfestellung zu bieten, statt auf bloße Eigenverantwortung zu setzen.
Impulse zum Mitnehmen:
- Starte klein: z. B. mit einer internen Infokampagne oder Bewegungspause bei Wetterwechseln.
- Frage deine Mitarbeitenden: Welche Beschwerden treten auf – und was hilft?
- Setze auf Kombination: Ernährung, Bewegung, mentale Stärke – nur im Zusammenspiel entsteht echte Resilienz.
- Verankere das Thema langfristig im BGM-Jahresplan.